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 Pinnow

  Pinnower Glashütte
Bergfelde
Borgsdorf Sechs Seiten Pinnow, aus der Chronik des Pfarrers Bona, handschriftlich 1714 (Übertragung in Arbeit):
Hohen Neuendorf
Birkenwerder      

Pinno

    

1) 

 Ist ein kleines Dorf lieget von Birkenwerder gegen Abend eine halbe Stunde Weges jenseits der Havel aber dicht am Strom.  
    

2)

 Vor ziemlich langer Zeit ist es ein ordentlich Rittergut gewesen. In der Kirche findet man auf einem Epitaphio Nachricht daß Anno 1612 einer vom Adel mit Namen Caspar von Klitzing im Monat Majo im 41 Jahre seines Alters daselbst verstorben und im Monat Junio in der Kirche begraben, seine Ehegenossin ist eine von Brunnen gewesen. Die alten Bauern berichten, daß dieser von Klitzing der letzte adelige Besitzer von Pinno gewesen. Er habe zwei Söhne gehabt, welche aber beide in den Krieg gerathen, und nicht wieder zum Vorschein gekommen.  
    

3) 

Daher ist das Gut nach dem Tode an die Hohe Landes Obrigkeit verfallen, aber nach und nach in solchen schlechten Zustand gerathen, daß nicht mehr als 3 Cossäten daselbst gewohnet und dem Amte Oranienburg gar ein weniges gegeben.  

4) 

Bis das ein Holzschreiber aus Berlin mit Namen Lauer sich angegeben, in diesem Pinno eine Glashütte anzulegen, welches ihm auch erlaubt worden. Solche Glashütte hat eine ziemliche Zeit gestanden, und der Ort ist wegen des üblen Lebens des liederlichen und lasterhaften Gesindes, welches daselbst zusammengelaufen, und an der Glashütte gearbeitet, weit herum beschrien gewesen. (Ende Seite 1)  
    

5)

Solchem Anwesen hat der heilige Gott auf diese Weise abgeholfen, daß nachdem das Holz meistentheils consumirt gewesen, sich der damalige Herr Amtmann Hüncke zu Oranienburg dieses Ortes erbarmt, selbiges von den Hochs(?) König in Erb Pacht genommen und durch seine Geschicklichkeit daselbst eine solche Haushaltung eingerichtet, dergleichen vor seiner Zeit schwerlich wird dagewesen sein.  
    

6)

Er hat die Wiesen gereinigt und mit Graben umzogen, den Acker geräumt, daß itzo mehr Wispel als zuvor Scheffel ausgesäet werden können. Er hat einen schönen Küchen und Baum Garten angeleget, auch einen wackeren Hopfengarten gepflanzt, die Fischerei in einen guten Stand gesetzt, und weil das alte Wohnhaus zu einer solchen verbesserten Meyerei viel zu klein und ungelegen, hat er ein proportionirtes, wohlgelegenes und eingerichtetes Gebäude daselbst aufgerichtet und obwohl die Erb Pacht durch die itzige Regierung verändert worden (wohl 1713, P.S.), hat doch der H. Hüncke bis dato noch Alles in Besitz.
    

7) 

 Derselbe hat sich auch der schlechten und fast ruinirten Kirche angenommen, dieselbe renovirt, den Kirchhof bezäumt, und da vormals nur eine kleine Glocke dagewesen, noch eine größere dahin geschenkt, so daß nun mehr der Ort mit einem zulänglichen Geläut versehen ist, weil sich auch die Einwohner anderer Art, nemlich die Tagelöhner, nach dem die Glashütte mit ihren Unflätern gänzlich ausgefeget, vermehrt, hat er einen eigenen Schulmeister dahingesetzt,(Ende Seite 2) damit ihre Kinder zur Schule könnten gehalten werden.  
    

8)

Der Ort lieget hart an der Havel in einer angenehmen Gegend, hat Wasser, Wiesen, Feld und Wald um sich. Die Luft ist auch nicht ungesund sintemal von sonderbaren Krankheiten, viel weniger von ansteckenden Seuchen lange nichts verspürt worden.  
    

9) 

Von außerordentlichen Gewittern, Feuersbrünsten und dergleichen Begebenheiten weiß man hierselbst nichts zu sagen, Gesundbrunnen oder (unleserlich) besondere Wasser, giebt es auch nicht, fremde Arten der Thiere, Fische, Vögel lassen sich hierherum gleichfalls nicht finden.  
    

10) 

Aber ein merklicher Casus trug sich in diesem Pinno an der Havel am Anfange dieses 1714ten Jahrens zu. Es hatte sich etliche Jahre daselbst ein Tagelöhner aufgehalten, mit Namen Friederich Wilhelm Schönke, welchen zu meiner Zeit der Herr Amtmann wegen seiner guten Wissenschaft beim Ackerbau angenommen zum Meier und ihm das (2 Worte unleserlich). Dieser Mann führte ein unordentliches Leben, von vielen Jahren her, und war sonderlich dem Trunk ergeben, wenn er wieder nüchtern wurde, wußte er sich gar ehrbar in S(unleserlich) und Kirchen(?) anzustellen. Hatte auch oftmals den Schein einer sonderbaren Andacht, sowohl beim öffentlichen Gottesdienst als daheim, aber von seiner Trunkenheit begehete er nicht abzulassen. Am Ende des 1710ten Jahres in der Adventszeit, kam er des Sonnabends spät von Oranienburg ganz voll, und des Sonntags früh zeigte er sich in der Kirche unter den Confitanten zum Abend(Ende Seite 3)mahl des Herrn zu gehen.  Der Prediger welcher diesen   ??  Heuchler wohl kannte, und wußte was er im Schilde führte, ließ                                            ihn in der Geduld, damit er ihn eine ziemliche Zeit ...... , und seine Hoffnung gesucht und erwartet, sich nieder zu setzen und zu beichten nahm aber Gelegenheit diesen Trunkenbold seines Lebens (unleserlich) zu erinnern, drohete ihn mit Gottes Zorn und Strafgericht, mit diesem Zusatz, wenn ihm dieselben in seinen Stunden über(unleserlich)en möchten, (unleserlich), den Prediger hiermit seine (unleserlich) haben. (Absatz) Nach diesem Bissen (unleserlich)   der (unleserlich)   in ihm. Er blieb (unleserlich) in der (unleserlich) und vollführte sein Vorhaben, aber kaum (unleserlich) er zu den Priem auf (unleserlich) , so (unleserlich) er seines (unleserlich) Bosheit, ........           ..........       mit allerhand      .......       ........    setzte auf und lief hin zu dem Fenster sollte (unleserlich) warten, ehe er ihn    ........    ........    kommen. (Absatz)               ......    womit dieser Heuchler sündigte, damit wurde er auch gestraft denn schon  am Neujahrstage dieses 1714ten Jahres kommt ein Soldat von der Oranienburg´schen Garnison nach Pinno, in dem Leibe nach (unleserlich) und (unleserlich) aber dem Geiste nach  ......         ...........  Dieser (unleserlich) von Oranienburg (unleserlich) nach Nieder Neuendorf gereiset, und alda in (unleserlich) nicht unbekannt bleibt die Nacht daselbst, und (unleserlich) sich den (unleserlich), in der Nacht zwischen 1 und 2 aufzustehen die Ställe im Meier(Ende Seite 4)hofe zu visitiren mit dem Vorsatz, wie er nachher ungescheut gesagt, ein Thier zu haben, daß er ihm ein Gericht Fleisch kochen oder einen Braten machen könnte, er sei   ......    zu offen    ......    , könne er aber von seinen  (unleserlich)  nicht haben. Wie er nun zu dem Ziegenstalle kommt,   ......    (?)erkt er daran einen  ......   und will damit draufgehen(?). Ein kleiner Junge aber wacht, siehet durch ein Loch in den Hof und da er das  (unleserlich) mit der Ziege gewahr wird, macht er die Knechte, so bei ihm liegen munter. Diese fahren heraus jagen dem Kerl die Ziege ab und bringen ihn als einen (unleserlich) in die Gesindestube, woselbst der Schönke mit seinem Weibe und Kindern logirt, welche alle, weil bei dem   ......   um alter Zeit viel Ab und Zugehens ist, allesammt munter sind. (Absatz) Der liederliche Solist, welcher sich zuvor ziemlich mit Branntwein gefüllt, hat in der Stube(?) ein böses Maul, ihm mag vielleicht von dem Schönke und seinen Lieben auch nicht zum höflichsten (unleserlich) hat sich dadurch wieder ergrimmt, langet heimlich ein Messer hervor, nimmts ...... in die rechte Hand                und ...alsdan der Stube ...... .(Absatz) Der Meier Schönke ist hinaus in dem Stall gegangen, dann wieder in die Stube kommt und in guter Sicherheit aufgang nüchtern damals war dem Soldaten vorbeigeht                                      stößt dieser jenem das Messer in die linke Seite so heftig, daß er auch, wenn es bei der Öffnung zu sehen gewesen, das Herz selbst getroffen.(Ende Seite 5) Dabei dieses zum höchsten zu verwundern, auch dem Chirurgus fast selbst unmöglich vorkommen, daß der Mann nicht plötzlich auf der Stelle totgeblieben ist. Sondern Gott hat ihm noch ganze 12 Tage Zeit zur Buße gegeben, welche Zeit er mit guter Vernunft hingebracht, sogar, daß er, als die erste Angst überstanden, von dem Lager wieder aufzukommen hoffte. Da er aber wohl merkte, daß seine Hoffnung nicht eintreffen würde, erkannte er seine (nicht lesbar), bat Gott um Vergebung, doch Jesum Christum bereitete sich zu seinem Tode vor, und nahm am 12. Tage, nachdem er den Stich bekommen, ein (nicht lesbar)es und seeliges Ende. Den (nicht lesbar) wurde (nicht lesbar) sofort nach dem Tod erstlich nach Oranienburg zu seinem Capitain, von da nach Bernau zum Obersten, von da nach Berlin gebracht, woselbst er öffentlich devollirt, sein Körper(?)(nicht lesbar)aber in die Anatomie Kammer geliefert worden. Diese ist des Herrn Dr. Speners letzte Anatomie gewesen, welcher nicht lange hernach, als er damit fertig gewesen, auch aus der Zeit in die Ewigkeit versetzt worden. (Ende 6. Seite, Ende Pinnow)  
(übertragen von Peter Seifert)  
    
      
   Die Pinnower Glashütte  
im Zusammenhang mit der Glasherstellung in Mittelbrandenburg am Ende des 17. Jahrhunderts  
   
Bis ins späte Mittelalter war Glas im ostdeutschen Raum fast ausschließlich ein teures Importgut. Der Bedarf beschränkte sich auf Fürsten- und Königshäuser. In den meisten einfachen Haushalten waren die Gefäße aus Keramik, Holz oder Kupfer, Fenster wurden, wenn überhaupt vorhanden, mit Decken oder Matten verschlossen. Man hatte keine Kenntnisse von den notwendigen Rohstoffen, und die aufwendige Herstellung ließ sich auf den Dörfern nicht realisieren.  
Nach der Ostexpansion im 12. und 13. Jahrhundert in die Gebiete jenseits der Elbe und später der Oder standen den Siedlern riesige Wälder zur Verfügung, für deren Nutzung - außer für Bauholz bei der Rodung zu Ackerland - kaum eine Möglichkeit bestand. Meiler und Teeröfen entstanden, hatten aber nur lokale Bedeutung und verschwanden oft schon nach Jahrzehnten wieder.  
Erst mit dem Ausbau des Verkehrsnetzes, der Erschließung von Rohstoffquellen und der Entwicklung der technischen Voraussetzungen der Glasherstellung bot sich schließlich eine wirtschaftliche Verwertung des Holzes an. Da für den Hüttenbetrieb riesige Mengen davon benötigt wurde, entstanden die Glashütten oft inmitten der Einsamkeit der großen Wälder. Gleichzeitig war mangels gut ausgebauter Überlandwege die Nähe eines Flusses für den Transport des bruchempfindlichen fertigen Glases von Vorteil. Versprachen die Voraussetzungen einen langen und lohnenden Hüttenbetrieb, wurden sogar Kanäle gebaut. Bis zur Erfindung und Nutzung der Eisenbahn war der Aufwand zur Verhinderung von Transportschäden erheblich.  
Die Glasherstellung war damals eine aufwendige, schwere und gesundheitsschädliche Arbeit und eine langwierige, viel Geduld und Erfahrung erfordernde Kunst. Der Heizwert des Holzes war so gering, daß die Öfen 4 bis 5 Tage ununterbrochen beheizt werden mußten, um eine zur Verarbeitung geeignete Glasschmelze zu erhalten. Dann wurde zwei Tage lang Glas geblasen, gegossen, gezogen und in Formen gepreßt. Für diese Arbeiten war schon damals ein durchgehendes Schichtsystem üblich und notwendig, denn wenn die Schmelze fertig war, mußte die Arbeit sofort beginnen - egal, ob es nacht war oder Sonntag. Auch für das Abkühlen des fertigen Glases waren wieder mehrere Tage notwendig. Dafür, wie auch für das Trocknen des Feuerholzes, wurde die Abwärme des Schmelzofens genutzt. Das komplizierte System von Schmelz-, Kühl- und Trockenofen erforderte erfahrene Baumeister und Ofenmaurer, die in der Regel von Hütte zu Hütte zogen. Trotzdem hielten die Öfen wegen der hohen Temperaturbelastungen kaum länger als ein Jahr, wurden dann abgerissen und mit neuem Material wieder neu aufgebaut. 
War das Holz als wichtigster Grundstoff verbraucht, mußten die Glashütten schließen. Die Beheizung der Öfen mit Kohle oder Gas wurde im ostdeutschen Raum erst im 19. Jahrhundert möglich. Die gefragten Spezialisten der Glaskunst fanden meist schnell in einer anderen Hütte wieder eine Anstellung. Für die einfachen Glasmacher war das schwieriger. Der Hüttenbesitzer erwartete, daß alle männlichen  Angehörigen einer Familie ab 12 Jahren bei ihm arbeiteten. Da sie ständig verfügbar sein mußten, bekamen sie Wohnraum, oft sogar ein kleines Haus mit Garten und weiteren Rechten zur Nutzung, aber nur solange die Hütte produzierte. Wurde sie ganz oder zeitweise geschlossen, mußten oft ganze Familien den Ort verlassen und von Hütte zu Hütte durchs Land ziehen, um wieder Arbeit zu finden. Besonders im Winter konnte das sehr hart sein. Erst seit wenigen hundert Jahren wurden auch für die einfachen Arbeiter Möglichkeiten geschaffen, sich am Ort der bisherigen Glashütte eine neue Existenz aufzubauen. Namen wie Ortsteil Glashütte, Zechlinerhütte oder Althüttendorf zeugen noch heute vom Ursprung dieser Siedlungen.
Nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges stieg der Bedarf von Gebrauchs- und künstlerischem Glas wieder an. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688), der "Große Kurfürst", unterstützte den Wiederaufbau in Brandenburg auch durch die Förderung der Glasherstellung. So gründete er 1674 die Drewitzer Glashütte bei Potsdam. Die Geschichte der Pinnower Glashütte steht im Zusammenhang mit der Drewitzer Hütte und der Arbeit des dort beschäftigten, wohl berühmtesten deutschen Glasmachers Johannes Kunckel (1638-1703). Dieser sammelte über Jahrzehnte seine und die Erfahrungen anderer Glasmacher aus ganz Europa, übersetzte und bearbeitete die wenige vorhandene Literatur und veröffentlichte alles 1679 in seinem Buch "Ars Vitraria experimentalis" (Die vollkommene Glasmacherkunst). Dieses Buch hatte in den folgenden hundert Jahren allergrößte Bedeutung für die Glasmacherei in ganz Europa. Die vielseitigen Kenntnisse Kunckels veranlaßten den Kurfürsten, ihn an seinen Hof holen, erst als Alchimist, später als geheimen Kammerdiener und Verantwortlichen für die Brandenburgische Glasherstellung. In dieser Eigenschaft war es sein besonderes Verdienst, von überallher hervorragende Glasschneider und Glasschleifer nach Potsdam zu ziehen und sie dort zu halten. Infolgedessen entstanden dort viele Kunstwerke von europäischem Rang, die in Museen noch heute zu bewundern sind.  
Die Drewitzer Glashütte wurde am 5. Januar 1678 von einem Johann Lauer, bisher Faktor aus Kölln an der Spree, gepachtet. Kurze Zeit später wurde sie jedoch Kunckel für seine Arbeiten und Versuche zur Verfügung gestellt. Dem Kristallglasmeister wurde am 2. August 1678 befohlen, Kunckel in allen Dingen zur Hand zu gehen. Kaum ein Jahr darauf, am 7. Juli 1679, pachtete Kunckel die Drewitzer Glashütte selbst. Trotz des teilweisen Verlustes seiner Selbständigkeit arbeitete Lauer weiterhin als Kristallglasmeister dort. Die Zusammenarbeit mit Kunckel führte dazu, daß Lauer diesem in der Glasmacherkunst bald kaum noch nachstand.  
Die Kenntnisse und der Berufsstand Lauers, möglicherweise aber auch Differenzen mit Kunckel, dem er sich unterordnen mußte, ließen ihn Mitte der achtziger Jahre des 17. Jh. um die Übernahme einer eigenen Glashütte ersuchen. Er bekam die Erlaubnis, in Pinnow an der Havel eine Glashütte zu erbauen. Pinnow unterstand damals der Landesobrigkeit, die das ehemalige Rittergut so sehr verwahrlosen ließ, daß bei Baubeginn der Glashütte nur noch drei Kossäthen dort wohnten. Der Hüttenbetrieb wurde dort etwa 1687 aufgenommen.  
Es ist damit zu rechnen, daß in der Hütte mindestens zwei Schmelzöfen in Betrieb waren. Da die Lebensdauer eines Ofens relativ kurz war, hätten Abriß und der in der Regel über ein halbes Jahr dauernde Wiederaufbau sonst zu langen Stillstandszeiten der Hütte geführt. Die langen Bauzeiten hängen mit der enormen Hitzebelastung der Steine und des Tons zusammen. Es mußte ausgeschlossen werden, daß in der Tonmasse für die Häfen, in denen das Glas einschmolz, Steinchen, Wasser- oder Lufteinschlüsse vorkamen. Geringste Inhomogenitäten hätten beim Erreichen der Arbeitstemperatur die Häfen zerspringen oder die Öfen einstürzen lassen. Monatelange Arbeit wäre so umsonst gewesen.  
Die anfängliche Sorge Lauers, mit der Pinnower Hütte nicht bestehen zu können, ließ ihn Anfang 1689 eine Eingabe an den Kurfürsten schreiben, in der er um ein Einfuhrverbot für fremdes Glas bat. Schon im Sommer 1689 gab es dafür aber keine Grundlage mehr, und das schon vorbereitete Edikt wurde nicht erlassen.  
Offensichtlich besteht hier ein Zusammenhang mit den Brandstiftungen, durch die Kunckel 1689 die Drewitzer Hütte und seine Versuchsglashütte auf der Pfaueninsel verlor. Als Kunckel sich beim neuen Kurfürsten Friedrich III. (der Große Kurfürst starb 1688) um Unterstützung zum Wiederaufbau bemüht, überrascht man ihn mit dem Befehl zur Rückerstattung von 8000 Talern, die er in den letzten 10 Jahren für seine Experimente vom Großen Kurfürsten erhielt. Da Friedrich III. die Bedeutung der Kunckelschen Glashütten offensichtlich verkannte, verzögerte sich deren Wiederaufbau. Lauer nutzte die Situation und konnte (wohl auch durch Übernahme einiger Drewitzer Aufträge) seine Produktion in Pinnow wesentlich steigern. Daß die Pinnower Glashütte bald nach ihrer Fertigstellung eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung durchmachte und sogar starke Konkurrenz für Kunckels Hütte in Drewitz wurde, lag aber sicher auch darin begründet, daß Lauer, ebenso wie Kunckel, die Erlaubnis zur Fertigung von Kristall- und farbigem Glas hatte.
Die Pinnower Glashütte war aber vor allem für die Herstellung von Spiegelglas, einem besonders schwer zu fertigenden Glas, erbaut worden. Für die Spiegelherstellung hatte man extra französische "Refugies" angeworben, da in Brandenburg Glasmacher mit diesen Spezialkenntnissen nicht aufzutreiben waren.  Flachglas wurde damals noch über den Umweg des Blasens von sogenannten "Ronds", großer, langer und dünnwandiger Ballons, hergestellt. Diese Ballons wurden im noch warmen Zustand längs aufgeschnitten, flach ausgebreitet und dann weiterbearbeitet.  
Um die aufkommende Konkurrenz durch die Pinnower Hütte zu unterdrücken, verbot nun aber der Landgraf von Hessen-Homburg, der in Neustadt an der Dosse selbst eine Spiegelglashütte betrieb, die Lieferung von weißer Tonerde aus seiner Besitzung Hötensleben, die Lauer bisher immer von da bezogen hatte.  Dieses Material war wegen seiner Hitzebeständigkeit für den Bau der Öfen und Häfen unverzichtbar. Der Kurfürst mußte seinen Einfluß geltend machen, damit die Pinnower Hütte, in die schon so viel Kapital gesteckt wurde, nicht gänzlich ruiniert würde. Am 3. Juni 1689 ersuchte er den Landgrafen um Aufhebung des Verbots.  
Trotzdem schaffte es Pinnow nicht, sich neben der Neustädter Spiegelfabrik zu behaupten. Daher mußte man 1690 die 5 französischen Spezialisten mit ehrenvollem Abschied wieder entlassen. Die Produktion wurde auf Hohlglas umgestellt.  
So wie Kunckel am kurfürstlichen Hof Feinde zu haben schien, so hatte Lauer dort wohl seine Fürsprecher. In den Jahren nach der Brandstiftung wechselte die Drewitzer Hütte mehrfach den Pächter und war zu keiner Großproduktion mehr in der Lage. In derselben Zeit, also zwischen 1690 und 1695 , befand sich die Pinnower Hütte auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Aus den Jahren 1693 und 1694 sind Rechnungen erhalten über die Lieferung von (Hohl)Glas an die kurfürstliche Kellerei und Hofküche.  
Doch der Rausch des Erfolgs ließ nicht nur gelernte Glasmacher den Weg nach Pinnow finden. Der damalige Pfarrer Bona aus Birkenwerder (der eigentlich gar nicht für Pinnow zuständig war) beschwerte sich noch Jahre später über das "liederliche und lasterhafte Gesinde", das durch die Glashütte angezogen wurde, wodurch Pinnow damals "weitherum beschrien" war.  
Lauer übernahm ca. 1695 die Glashütte in Zerpenschleuse. Diese Entscheidung wird wohl damit zusammenhängen, daß dort inzwischen sein alter Kristallglasmeister Jobst Ludewig tätig war. Beide hatten schon in Drewitz zusammengearbeitet, bevor Lauer die Pinnower Hütte übernahm. Ludewig ist vermutlich erst nach 1690 infolge des brandstiftungsbedingten Niedergangs der Drewitzer Hütte nach Zerpenschleuse gegangen.  
Die Aufsicht in Pinnow übernahm der Amts-Kammerrat Samuel von Schmettau. Pinnow wurde - wie auch Potsdam - ein Filialunternehmen der Berliner Hütte eines Giovanni Pallada, die vorwiegend Fensterglas herstellte. Da inzwischen die Spiegelglashütte von Neustadt in den Besitz des Kurfürsten übergegangen war, konnte sich Pinnow nun endlich konkurrenzlos auf das Blasen großer runder Fensterscheiben spezialisieren. Den Befehl, das "Werk der großen Scheiben nach Pinnau zu verlegen" hatte der Kurfürst im April 1697 erteilt. Daraufhin wurden mehrere deutsche Glasbläser aus der Pallada-Hütte von Pinnow übernommen. Doch es sollte zu keiner Großproduktion mehr kommen: Giovanni Pallada, der Berliner Glasmeister, erwies sich als Betrüger und flüchtete im Jahre 1698 "mit einer considerablen Summe Gold". Auf sich allein gestellt hatte Pinnow von da an kaum noch eine Chance zum Weiterbestehen. Im Oktober 1699 wurden mehrere Posten der Pinnower Glasrechnung von Weihnachten 1696 bis Februar 1698 moniert und gestrichen. Übriggebliebene Schulden sollten u.a. durch Verkauf des vorhandenen Glasvorrates beglichen werden. Das läßt vermuten, daß bereits 1699 ein Konkursverfahren eingeleitet war. Zur selben Zeit war auch schon abzusehen, daß mit dem wenigen, in der Nähe noch vorhandenen Holz ein längerer Hüttenbetrieb nicht mehr zu gewährleisten war. So ist damit zu rechnen, daß die Pinnower Glashütte ihren Betrieb um 1700 einstellte. Schmettau reichte zwar noch im Jahre 1705 eine Forderung aus der Pinnower Glashütte ein, aber aus dem Briefwechsel ist zu ersehen, daß zu dieser Zeit schon wichtige Akten unauffindbar waren und auch über den letzten Besitzer Unklarheit bestand. Möglicherweise ist ein in diesem Briefwechsel erwähnte Oberjägermeister Pannewitz als Aufkäufer der Konkursmasse der letzte Besitzer der Glashütte.  
Pinnow wurde nach Ende des Hüttenbetriebs, der anscheinend ein ziemliches Chaos hinterlassen hat, von einem Amtmann Hüncke aus Oranienburg in Erbpacht genommen. Unter ihm wurde das vernachlässigte Gut wieder instandgesetzt, die Wiesen entwässert und Wirtschaftzweige wie Fischerei, Gartenbau und Meierei wiederaufgebaut. Einige ehemalige Glashüttenarbeiter hatten Familien gegründet. Sie waren als Tagelöhner im Dorf geblieben und hatten so ihr Auskommen.  
Damit enden die Nachrichten über die Pinnower Glashütte.  

1730 war dann auch in der Umgebung der Drewitzer Glashütte kein verwertbares Holz mehr zu finden. So wurde die Hütte mit allem - Leitung, Personal, Werkzeuge - in die Nähe von Rheinsberg (Zechlinerhütte) verlegt, wo seit 1736 wahre Kunstwerke aus Glas entstanden. Diese wohl bekannteste brandenburgische Glashütte arbeitete noch bis um 1890.

Glasmarke der Grimnitzer Hütte von 1747

Die gut zwölfjährige Episode, durch die Pinnow - zumindest in einschlägigen Kreisen - brandenburgweit bekannt wurde, war schon nach wenigen Jahrzehnten vergessen. Das Ortsbild Pinnows wurde in den folgenden zweihundert Jahren durch den Bau der Chaussee nach Velten, durch Brücken- und Kanalbauten stark verändert. Bisher ist es noch nicht gelungen, die genaue Lage der Pinnower Glashütte zu rekonstruieren. 
(Stand von ca. 1977, neu überarbeitet im Mai 2000 von Peter Seifert, Hohen Neuendorf)  
   
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