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Der Ziegenkrug

  Geschichte   Die Gewässer
Muhre

 Die Anfänge der "Poststraße" sollen bis ins Mittelalter zurückreichen, als ihre Trasse vermutlich Teil des "Heiligen Blutsweges" war. Unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm erfolgte kurz nach Ende des verheerenden Dreißigjährigen Krieges 1649 die Gründung der kurbrandenburgisch-preußischen Staatspost. In diesem Zusammenhang wurde 1650 die Route durch den Krämer wiederbelebt und als Poststraße in die Prignitz und weiter nach Hamburg genutzt. Ab 1701 verlief sie, nach dem Bau der dortigen Havelbrücke direkt über Hennigsdorf; die Postkutschen hatten ihren ersten Halt vor dem Amtshaus in Bötzow, das damals Postort für den gesamten Glien war. Die nächste derartige Station befand sich erst in Fehrbellin. Eine Erleichterung für Postillone und Reisende bedeutete die Errichtung des "Hauses auf dem Krämer" 1752. Das Aus kam für die Poststraße durch den Krämer nach den Befreiungskriegen, da ab 1819 die Hamburger Post auf der Strecke Hennigsdorf-Kremmen befördert wurde und ab 1829 der Transport vollständig über die neu erbaute Chaussee Spandau-Nauen-Friesacklief. Ein erheblicher Einschnitt in den Verlauf der Alten Hamburger Poststraße entstand in diesem Jahrhundert durch den Autobahnbau, der die alte Verbindung westlich des Forsthauses Krämerpfuhl und südlich Flatow unterbrach. An dieser Stelle läßt sich die entstandene Lücke jedoch durch Benutzung der unweit befindlichen Autobahnbrücke der B273 schließen.

Havel
Ruppiner Kanal
 Unter dem Namen Ziegenkrug diente das aus rotem Backstein erbaute Vorhallenhaus bis zu seinem Abriß 1969 zuerst als Schenke, später auch als Forsthaus und zuletzt als Jugendherberge. Der Ziegenkrug befand sich auf einer großen Lichtung an der Kreuzung der Poststraße mit dem Spandauer Weg. 

Auf diesem Weg kamen Pilger aus dem ostmitteleuropäischen Raum über Berlin, die Heiligenseer Fähre bei Nieder Neuendorf, Hennigsdorf und Bötzow durch den Krämer und wanderten weiter über Flatow, Linum und Fehrbellin zum "Wunderblut von Wilsnack" in die Prignitz. Möglicherweise haben die Pilger auch einen älteren Handelsweg über Hennigsdorf, Eichstädt und am Nordrand des Krämerwaldes entlang in Richtung Staffelde und Flatow genutzt. Dieser soll schon in der Zeit der deutschen Kolonisation des Havellandes (1157) Berlin und Hamburg miteinander verbunden haben. Der Pilgerstrom durch die Mittelmark verebbte mit der Einführung der Reformation durch Kurfürst Joachim II. 1539.

Wer den Krämer von der Alten Hamburger Poststraße aus entdecken möchte, kann diese von der Wansdorfer Chaussee bei Bötzow aus per Rad oder mit dem Bus 671 erreichen. An der Haltestellle "Bötzow-West, Kreuzung" zweigt die Poststraße als Allee in Richtung Waldrand (1,2km) von der Hauptstraße ab. Auf dem Weg durch das Bötzower Bauernfeld erreicht man die Grundmoränenplatte des Glien, deren slawischer Name "glinny kraj" "lehmiges Land" bedeutet. Die Poststraße schlängelt sich zwischen Kiefern, Eichen und Buchen dem einstigen Ziegenkrug (3,4km) entgegen. Folgt man dem 600 Meter nach dem Waldrand schräglinks abgehenden Perwenitzer Pflaumenweg, kann man zum ökologisch interessanten Moospfuhl bei Perwenitz (4,5km) bzw. über die ausgeschilderten Wege zur Zwölfbrüderbuche bei Wansdorf (3,0km) gelangen. In der Nähe des Ziegenkruges befand sich eine Postsäule als Meilenstein. Auf ihrem Weg in Richtung Krämerpfuhl (3,9km) ist die Poststraße gut befestigt und verläuft recht geradlinig durch den Forst, der hier von Kiefern und Birken geprägt wird.Die Gestelle zur Rechten führen über den einstigen Schießplatz, von dessen Nutzung zerfallene Gebäude und bloßgelegte Dünen Zeugnis ablegen. An der Hauptstraße Perwenitz-Vehlefanz angelangt, kann man sich überlegen, ob es weiter zur Speedwaybahn nach Wolfslake (rechts), zum Bus 671 nach Perwenitz (links; 3,5km) oder zu Reckins Grab und Eiche (geradeaus und dann rechts; 1,6km) gehen soll. Über die Brücke bei Reckins Eiche gelangt man in einen stattlichen Kiefernhochwald. Folgt man dem dortigen Asphaltweg geradeaus und dann nach links, ist an seinem Ende wieder die Poststraße (1,5km) erreicht. Will man sie nicht nach rechts in Richtung Flatow benutzen, empfielt es sich, nach Grünefeld (geradeaus; 3,3km) oder Börnicke (nach 300 Metern schrägrechts und dann geradeaus) zu wandern bzw. zu fahren, wo auch der Bus 659 erreicht werden kann, der zwischen Nauen und Hennigsdorf verkehrt, meistens aber in Paaren mit dem Bus 671 nach Spandau verbunden ist.

Die Postsäule befand sich etwa 200 Meter vor dem Ziegenkrug am rechten Wegesrand seit 1803 als Meilenstein. Sie wurde 1981 wegen der Nutzung des Krämers als Übungsplatz nach Falkensee umgelagert, wo sie noch heute neben dem Rathaus steht.

04.06.2004


Falkensee überläßt die umstrittene Postsäule Schönwalde
Der Meilenstein von der Alten Hamburger Poststraße kehrt restauriert an seinen ehemaligen Standort in den Krämer Forst zurück. Voraussichtlich am 13. August wird die Postsäule wieder an ihrem Platz aufgestellt, informierte der Bötzower Tischlermeister Olaf Thiede.

Damit dürfte der mehrjährige Streit zwischen Falkensee und der Großgemeinde Schönwalde-Glien für immer und ewig aus der Welt sein. Anfang Mai dieses Jahres hatten beide Seiten einen Überlassungsvertrag unterschrieben, der die Rückführung der historischen Säule vom Platz vor dem Falkenseer Rathaus in den Krämer Forst regelt.

Der 65-jährige Tischlermeister ist Mitglied im Förderverein Regionalpark Krämer Forst und engagiert sich seit Jahren für die Rückkehr des alten Steines. Inzwischen haben Handwerker am früheren Standort Ziegenkrug den Sockel für den Stein gelegt. Ein helles Quadrat mit einer kleinen dunklen Ecke - das dunkelgraue Stück, sagte Olaf Thiede, ist noch Teil des Originalsockels.

Zur Zeit restauriert der Berliner Steinmetzmeister Manfred Sährig die aus dem Jahr 1803 stammende Säule. Bis 1890 stand sie unweit des Ziegenkrugs, dann kam sie vor das Falkenseer Rathaus. Tischlermeister Thiede sowie die Bürgermeister von Schönwalde-Glien und Oberkrämer, Bodo Oehme und Helmut Jilg, wollten das alte Stück schon lange zurück. Der Krämer Forst, so kurz vor Berlin, müsse noch attraktiver werden, finden sie. Bislang werde der Wald von Touristen noch zu oft übersehen.

Abbau am alten, Aufbau am neuen Standort, Fundament und Planungsarbeit sowie die Restaurierung der Säule sollen etwa 9000 Euro kosten. In dieser Summe sind bereits die Kosten für das Kleben des Steins enthalten, da dieser, so hatte sich kürzlich gezeigt, in sich gespalten war. Etwa 1200 Euro will der Förderverein Regionalpark Krämer Forst durch den Verkauf von Miniaturpostsäulen zusammenbekommen. "Das gelingt", so Thiede, "ohne Weiteres." Jeweils 2000 Euro werden die Gemeinden Schönwalde-Glien und Oberkrämer beisteuern, 250 Euro gibt Bäckermeister Plentz aus Schwante und 200 Euro die Gemeinde Brieselang. Der Rest soll durch Spenden aufgebracht werden. Es entstanden aber auch Kosten, die niemand voraussah. Plötzlich gab es staatliche Auflagen für statische Berechnungen und für Gesteinsanalysen.

Eine Nachbildung des Originalsteins hat der Bötzower Tischlermeister in seiner Werkstatt aufgestellt. "Vier Meilen vor Berlin, 34 vor Hamburg", sagt Thiede. "Dort hat die Säule einmal gestanden." Kürzlich legte er einen alten Zollstock an und fand heraus: Der Stein ist auch nach alten Maßen - nach Zoll und Fuß - hergestellt. fh/wg

  

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