home | ||||
Die Eiszeit im Mirow-Rhin-Gebiet |
||||
Geschichte Die Gewässer | ||||
Im Zuge von privaten Untersuchungen zum ehemaligen Oberlauf der Havel habe ich mit mit Hilfe des Kartenwerkes des Landes Brandenburgs die Höhenschichten anzeigen lassen. Die Folge war, daß ich erkannte, daß die Seenkette nördlich von Mirow (Gramzow. Schillerdorf, Woterfitzsee) nicht nur bis zum Vilzsee (Diemitzer Schleuse) reicht, sondern als Rinne - mit nur wenigen Unterbrechungen bis ins Rhinluch nachweisbar ist. Über eine Strecke von 60 km! Wenn man sich etwas in die Karte vertieft, läßt sich die eiszeitliche Entstehung und Veränderung dieser Rinne über einige 1000 Jahre hinweg nachvollziehen. |
||||
Havel | ||||
Um die folgenden Ausführungen zu verstehen, ist vorauszusetzen, daß allgemeine Kenntnis über den Verlauf der drei Kaltzeiten im Brandenburg- Mecklenburgischen Raum besteht. Zur Erinnerung ist zu sagen, daß die vorletzte Eiszeit, die Saalekaltzeit, etwa 230 000 Jahre dauerte und vor etwa 130 000 Jahren zu Ende war. Die Gletscher erreichen die ostdeutschen Mittelgebirge. Diese Kaltzeit ist durch ihre Ablagerungen besonders im norddeutschen Raum nur sehr schlecht nachzuweisen, da die meisten Spuren durch die Ablagerungen der nach einer Warmzeit von ca. 13 000 Jahren sich nach Süden ausbreitenden Weichelkaltzeitlichen Gletscher verdeckt wurden. Die Weichelkaltzeit dauerte von ca. 110 000 bos 10 000 BP (before present = vor jetzt). Interessant ist, daß der eigentliche maximale Eisvorstoß, der fast den Fläming erreichte, erst vor 23 000 erfolgte und sich das Eis bereits vor etwa 17 000 Jahren schon wieder bis nach Südmecklenburg zurückgezogen hatte. Wir haben für unsere brandenburgische "Eiszeitgeschichte" also tatsächlich die geologisch sehr kurze Zeit von etwa 6 000 Jahren zu behandeln. | ||||
Da uns aber für unsere Ausführungen das südbrandenburgische Gebiet nicht interessiert, dürfen wir diese 6 000 Jahre noch einmal getrost halbieren. Was geschah vor 20 bis 17 000 Jahren? Hierzu sehen wir uns zuerst die oberste Karte an, die die gegenwärtigen Höhenverhältnisse zeigt. Wir erkennen nordwestlich von Schillerdorf einen See, den Woterfitzsee. (Seen sind aud der Karte nicht berücksichtigt, da es vorerst unwichtig ist, ob eine Niederung mit Wasser gefüllt ist oder nicht.) Der See speist eine schmale Seenkette bis nach Mirow und südlich weiter bis zur Diemitzer Schleuse. Die Diemitzer Schleuse ist angeführt, weil sie Bestandteil eines Kanals ist, der quer durch eine langgezogene Endmoräne gebaut wurde. Diese Endmoräne versperrt den weiteren Abfluß der Seenkette, der sich daraufhin nach Nordosten wendet. Die Seenkette findet aber südlich dieser Endmoräne ihre Fortsetzung, womit ein eichtiger Punkt klar ist: Die heute mit Seen gefüllte Rinne ist älter als die Endmoräne (und alle weiteren Endmoränen südlich davon). Bei Rheinsberg endet die Seenkette. Durch eine sich weit nach Osten drängende Erhebnung findet sich nur noch Platz für das schmale Bett des Flüßchens Rhin. Obwohl der Rhin bei Zippelsförde die Richtung ändert, ist deutlich zu sehen, daß die Rinne sich weiter nach Süden fortsetzt. Bis in die Nähe des Dorfes Wall im Rhinluch. Es ist anzunehmen, daß der Rhin früher diese Rinne benutzt hat und auf gerade Linie bis ins Rhinluch weiterführte. Trotzdem benutzt der Rhin aber heute die tief ausgespülten Täler erst nach Nordwesten und dann wieder südlich bis nach Altruppin. Hier ist wieder eine wichtige zeitliche Abfolge zu erkennen: die Täler nördlich von Altruppin sind jünger als das bisherige Bett des Rhins. Zwei Dinge sind weiterhin wichtig: Wie besonders am westlichen Rand der Niederung zu erkennen ist, verbreitert sich die Rinne ab Mirow um südlich von Rheinsberg wieder schmaler zu werden: das typische Aussehen einer Gletscherzunge. Um die zeitliche Abfolge zu verstehen, ist noch von Bedeutung, daß alte Moränen flacher, da erodierter, sind, als verhältnismäßig junge. Große Höhenunterschiede, steile Hänge und tief eingeschnittene Täler gehören also zu den letzten Merkmalen, die uns die Eiszeit hinterlassen hat. |
||||
|
Werten wir nun die Erkenntnisse der oberen Karte aus und versuchen, damit das Ende des Weichselkaltzeit im Nordbrandenburger -südmecklenburger Raum zu rekontruieren. Der südliche Gletscherrand zog sich - grob vereinfacht - von Süden nach Norden zurück. Es gab also irgendwann einen Zeitpunkt (vor etwa 18 000 Jahren), als das Eis den Nordteil der Rinne noch bedeckte, der Südteil aber schon eisfrei war. Naturgemäß taute das Eis an der Südseite am stärksten, wodurch mit starken Schmelzwasserströmen zu rechnen ist, die nur nach Süden, in das Becken des späteren Rhinluchs, fließen konnten. Wahrscheinlich floß das Wasser über die Strecke Stechlinsee, Nehmitzsee, Kleiner Rhin, Rhin. Wo der Strom durch alte Rinne nach Süden gelent wurde, ist noch eine Ausspülung am westlich angrenzenden Höhenzug zu erkennen. Auf der rechten Zeichnung habe ich den Fluß Ur-Rhin genannt. Da sich das Eis weiter nach Norden zurückzog ist aber nur temporär von einem "echten" Fluß zu sprechen. Das sich zurückziehende Eis füllte die Rinne der alten Gletscherzunge noch aus, während es in der Umgebung bereits schmolz. Das Eis stieß aber immer wieder ein Stück vor, bevor es sich wieder zurückzog. | |||
Da es bei jedem dieser kleinen Vorstöße eine kleine Endmoräne aufschob, können wir nun mit ungewöhnlicher Klarheit das Zurückziehen des Gletschers verfolgen. Die (hier orangenen) Endmoränen verlaufen nicht nur fast parallel, sie haben auch etwa gleiche Abstände. Es muß also ein regelmäßig wiederkehrendes Wetterphänomen gegeben haben, das zu dieser Regelmäßigkleit führte. Nach heutigen Erkenntnissen kommt dafür nur ein festgestellter 210-jähriger Sonnenzyklus in Frage. Reichen 210 Jahre zum Aufschieben einer Endmoräne von etwa 20 m? Die Antwort ist ja. Nun kommt man in Versuchung, einfach die Anzahl der parallelen Endmoränen zu addieren und so auf dem Zeitraum zu kommen, den der weichende Gletscher für die Entfernung zwischen Rheinsberg und Diemitzer Schleuse brauchte. Bei etwa 12 Endmoränenzügen ergäbe das etwa 2500 Jahre. Die Zahl erscheint etwas hoch, aber geringere Zeitabstände hätten vermutlich nicht für die Bildung der Endmoränen gereicht. Ein zweiter nachgewiesener Sonnenzyklus von 87 Jahren ergibt etwa 1000 Jahre. Realistisch, wenn man sich das Ende der Eiszeit in ganz Norddeutschland ansieht. Trotzdem kommt man hier auch mit Spekulationen an eine Grenze. | ||||
Da das Schmelzwasser in der Rinne nicht wegkonnte, hat es immer wieder einen Weg durch die Endmoränen gefunden. Hierbei ist der Rhin entstanden. | ||||
Mit der weiter oben erwähnten nördlichsten Endmoräne an der Diemitzer Schleuse fand das Schmelzwasser schlielich einen anderen Weg: nach Osten bzw. Nordosten. Damit ist auch bewiesen., daß diese gegend zu dem Zeitpunkt bereits eisfrei gewesen sein muß. In diesem Fluß fand der weestzufluß der Havel seinen Anfang. | ||||
Und warum nun macht der Rhin heute einen Knick nach Nordwesten? Die Steilheit der Täler beweist, daß weit zum Ende der Eiszeit hier ein großer Toteisblock schmolz, der das Tal freispülte und gleichzeitig mit den Ablagerungen den Südteil der Rinne füllte, sodaß nach versiegen des Schmelzwasserstroms der Weg durch das neu ausgespülte Tal ein wenig niedriger lag als die nun zugespülte alte Rhinmündung. | ||||
Bleibt nur noch zu erwähnen, wann die Rinne entstand? Sie hat über die gesamte Weichselkaltzeit eine Rolle gespielt, also war sie nicht in dieser Zeit entstanden. Es ist daher zu schließen, daß die Rinne eine saalekaltzeitliche Bildung ist! Ebernso wie der Glin und der Bellin südlich davon. Wie wir erkannt haben, war das Eis in der letzten Kaltzeit nur so kurze Zeit in der nördlichen mark Brandenburg, daß es zum Aufbau so großer Moränenflächen nicht reichte. | ||||
Ich bin an Tips zur Erweiterung dieser Seite immer interessiert! |
||||
nach oben | ||||