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Die Familie Wins

  Geschichte
Gottheiner

 Es gibt in Hohen Neuendorf eine Jacob-Wins-Straße. Wer war Jacob Wins? Verdient er es, Namensträger einer Straße zu werden? Eigentlich bestand sein Verdienst nur darin, sein Geld anzulegen, und das war für reiche Kaufleute (Wins war Berliner) zur damaligen Zeit am besten mit dem Erwerb von Land möglich. So konnte man sich ein in Friedenszeiten lukratives zweites Standbein schaffen. So hatten im 30-jährigen Krieg auch die Wins'schen Ländereien ihre Schuldigkeit getan und wurden wieder verkauft.

Alte Straßen
Rudolf Harbig
Gewässer
  
  

Die Familie Wins tritt ein in die überlieferte Geschichte als Besitzer von Hohen Neuendorf, Birkenwerder, Hermsdorf und der Hälfte von Bergfelde mit einem rechtlich etwas undurchsichtigem Vorgang: 1504 kauft Jacob Wins, Bürgermeister (nach anderen Quellen ehemaliger Bürgermeister) von Berlin die Dörfer vom vormaligen Lehenträger, den Grafen von Lindow-Ruppin. Bekanntlich werden Lehen nicht gehandelt, sondern von Lehnsherren an Adlige vergeben. Vielleicht deswegen ließ der Kurfürst die Brüder Wins (Söhne von Jacob Wins) 1524 aus Birkenwerder vertreiben. Das Gebiet wurde fortan direkt von den Hohenzollern verwaltet. Zwischen 1524 und 1533 klagten die Brüder Wins - und nach ihrem Tod ihre jüngeren Brüder - gegen die Vertreibung in mehreren Instanzen und bekamen vom Reichskammergericht schließlich Recht. Macht und Einfluß der Städte muß damals sehr groß gewesen sein. Der Kurfürst verhinderte jedoch die Einsetzung der jungen Winsbrüder in die alten Rechte, indem er sie gefangennahm. Erst ab 1535 konnte der Wins'sche Besitz wieder von den Eigentümern verwaltet werden.

Wir wissen nicht, ob die Wins'sche Verwaltung den Dörfern gutgetan hat. Den 30-jährigen Krieg hat jedenfalls keins der Dörfer unbeschadet überstanden. Bald nach Beginn des Krieges 1624 wird Hermsdorf verkauft. 1625 geht Bergfelde an Barsdorf auf Schönfließ, 1633 folgt Birkenwerder, das Levin von Knesebeck für 18000 Taler kauft. Gegen Ende des Krieges gehörte Hohen Neuendorf schon einem Herrn von der Gröben. Damit waren alle Dörfer wieder in adligem Besitz. Es ist deutlich, daß die Kaufmannsfamilie Wins Geld brauchte, um kriegsbedingte Verluste zu kompensieren. Und dieses konnte nur aus dem Verkauf der Dörfer kommen, da Gewinn aus ihnen nicht mehr zu erzielen war. Zumal sie gegen Zerstörungen, Einquartierungen und Seuchen dort sowieso nichts unternahmen bzw. machtlos waren.

Der Trick der Familie Wins gelang. Nachdem sie ihr Schäfchen im Trockenen hatten, wütete der Krieg weiter in den Dörfern. Ihr Wert sank rapide. Der neue Eigentümer von Bergfelde verkaufte den Ort bald wieder weiter. Möglicherweise machten es die anderen Besitzer ebenso; Nachrichten aus dieser Zeit haben sich kaum erhalten. 1648 stand in Birkenwerder neben der Obermühle, der Kirche und dem Krug nur noch ein Kossätensitz. In Hohen Neuendorf gab es nur noch 4 Bauern. Bergfelde verschwand ganz. 
Erst 1653, als der Große Kurfürst die zerstörten, entvölkerten und teils wüst gewordenen Dörfer aufkaufte, ging es mit ihnen wieder dauerhaft aufwärts. 

Es ist nicht belegt, ob Jacob Wins jemals in Hohen Neuendorf war...

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